Kolumbien wirft seinen negativen Ruf mit einer kulturellen und künstlerischen Wiedergeburt ab, um mit den südamerikanischen Nachbarländern gleichzuziehen. Nirgendwo ist dies deutlicher zu erkennen als in der Street Art in Bogotá, die die ungehemmte Kreativität der Grafitti-Künstler der kolumbianischen Hauptstadt offenbart.
Street Art in Bogotá - Umdenken in der Kulturszene
Wenn man an Kolumbien denkt, fallen einem oft negative Konnotationen ein. Dank der wechselhaften Vergangenheit werden meist Vorstellungen von Drogenkartellen, paramilitärischen Einheiten und Gewalt vermittelt. Aus diesem Grund wurde das schöne Land viele Jahre von Reisenden übersehen, bis es die Fesseln der dunklen Tage vor nicht allzu langer Zeit begann abzuschütteln.
Veranstaltungen wie die Buchmesse von Bogota und kulturelle Einrichtungen wie das Museo Del Oro und das Centro Cultural Gabriel García Márquez haben die kolumbianische Hauptstadt inzwischen fest in der internationalen Kulturlandschaft etabliert.
Doch die Erschließung ihrer Kulturlandschaft hört mit ein paar Museumsbesuchen noch lange nicht auf. Eine der anschaulichsten Erfahrungen, die du hier machen wirst, ist die Begegnung mit der Straßenkunst. Unglaublich lockere Rechtsvorschriften, die die Deklassierung von Graffiti von einem "Verbrechen" zu einem "Verstoß" zur Folge hatten, haben dazu geführt, dass die Hauptstadt Bogota zu einer Talentschmiede entwickelt hat, aus der einheimische und internationale Künstler hervorgehen.
Große juristische Freiheit fördert niveauvolle Street Art
Die Fähigkeit, mit wenig Angst vor juristischen Folgen mit ihren Stilen experimentieren zu können, hat sich als so attraktiv erwiesen, dass die Stadt heute nur so von internationalen und einheimischen Talenten strotzt.
Während viele Länder die Straßenkunst als Scheußlichkeit betrachten, die oft von rebellierenden Jugendlichen mit kriminellen Tendenzen praktiziert wird, hat Kolumbien sie als künstlerischen Ausdruck des Volkes angenommen. Künstler werden oft von Unternehmen beauftragt, Fassaden zu gestalten, um geistfreies Tagging zu vermeiden. Auch Werbekampagnen nutzen die Straßenkunst als Kanal, um ihren Markt zu erreichen.
Für die Sprüher selbst ist es eine Chance, einen aussagekräftigen Kommentar über die Politik und die soziale Lage des Landes zu veröffentlichen, ihre Helden zu bestärken oder einfach nur den Tag der Betrachter des Graffitis ein wenig schöner zu machen.
Heute gehört die vielfältig Straßenkunst selbst zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten in Bogotá, die man bei einem Besuch in der Stadt unbedingt erleben sollte.
Die Highlights der Street Art in Bogotá
Während du die Street Art in Bogotá immer auf eigene Faust erkunden gehen kannst, gibt es einige hervorragende Führungen, die dir die schönsten Straßen zeigen.
Den Vorgeschmack auf die Straßenkunst Kolumbiens findest du allerdings hier. Hier sind die besten Beispiele der Street Art in Bogotá, die du dir auf deiner Reise unbedingt vornehmen solltest.
CRISP
CRISP wurde in Australien als Kind eines Künstlerpaares geboren. Nachdem er über 10 Jahre lang Kunst in Form von Skulpturen, Schnitzereien und Fotografien auf der ganzen Welt kreiert hatte, war es eine Reise nach Bogota, die ihn in die Street Art und in die Verwendung unkonventionellerer Medien einführte. Seither hat der bekannte Künstler in vielen Metropolen dieser Welt sein Können zur Schau gestellt.
Rodez, Nomada und Malegria
Der in Kolumbien geborene Künstler Rodez ist der Vater der Straßenkünstler Nomada und Malegria, mit denen er die Mauern gemeinsam verwandelt. Seine beiden Söhne studierten an der Universidad Nacional de Colombia, einem Forschungszentrum und einer Hochburg von linksgerichtetem Denken in Kolumbien.
Gemeinsam reisen sie oft nach Buenos Aires in Argentinien, um zu dort zu malen und ihr Wissen zu lehren.
Juegasiempre
Juegasiempre ist bekannt für seine politisch geprägten Piktogramme, die neben der Unterschrift "Juega Siempre" in der Stadt Bogotá verteilt sind. Seine Arbeit ist eindrucksvoll und übermittelt dem Betrachter in Sekundenschnelle ihre Botschaft. Der Künstler hat ständig gegen Marken gekämpft, die versucht haben, sein Werk zu monetarisieren und dadurch seine Botschaft verwässerten.
APC
Die Animales Poder Cultura ist eines der produktivsten Street Art Kollektivs, das die Ästhetik der Straßen mit vielen Wandmalereien in der ganzen Stadt wiederherstellt. Erstmals vor rund 10 Jahren ins Leben gerufen, hat sich die Gruppierung zu einem internationalen Kollektiv entwickelt, das Graffiti-Künstler aus Lateinamerika und Europa vereint. Ihre Stile sind vielfältig und dynamisch, wobei Freestyle-Techniken dominieren.
Stinkfish
Stinkfish hat einen doppelten Einfluss aus Mexiko-Stadt und Bogota. Heute ist er weltweit bekannt und hat bereits in London, New York und Paris ausgestellt. Er ist vor allem für das Sprayen von großformatigen Gesichtern und seine außergewöhnlich gute Freestyle Street Art bekannt.
Pez
Der aus Barcelona stammende Street Artist Pez stellt regelmäßig auch in Bogota aus. Sein Können präsentiert er als Solo-Künstler und als Teil der APC. Seine lächelnden Fischmotive haben ihn weltweit bekannt gemacht und er hat sich in Bogotá niedergelassen,wo er mit seiner kolumbianischen Frau und seinem Kind lebt.
Toxicomano
Toxicomano ist ein in Bogota ansässiges Kollektiv, das Punk und Propaganda in ihrer Street Art vereint, um sich über Werbetechniken und die Medienlandschaft zu amüsieren.